Radio Interview:
Samstag, 14. November 1998, 10:30 bis 11 Uhr
Samstagsgespräch auf CANAL3
Yannik Trachsel im Gespräch mit Dimitri Jungo
(Getippt und
von Schweizer-Mundart übersetzt durch Peter Schütz)
Von 27. bis 29. November sind in Bern die Schweizermeisterschaften
im Billard.
Dimitri Jungo ist 15 jährig und kommt aus Biel. Er ist 7-facher Schweizermeister.
1998 ist er auch Europameister geworden, im 97 Vize Europameister.
Er hat die besten Chancen bei dieser Schweizermeisterschaft gross
abzuräumen.
Dimitri, Du bist jetzt hier bei uns. Salut, geht's Dir gut?
Ja, super.
Ok. Erzähl mir doch mal. Wie bist Du überhaupt zum Billard gekommen?
Also, es begann so, dass mein Götti, Peter Werthmüller im Jahr 1990
einen wöchentlichen Kurs gab, an dem ich teilnahm, das hat mir gut
gefallen. Dann, 2 Jahre später eröffnete mein Onkel, Reinhard Jungo
ein Billardcenter, wo ich jeden Tag spielen und trainieren ging...
so kam ich zum Billard.
Warst Du denn von Beginn weg vom Tisch mit dem grünen Filz so
begeistert, oder kam das erst nach und nach?
Begeistert war ich vom Anfang an, es hat mir immer gut gefallen.
Jetzt bist Du 7-facher Schweizermeister. Du trainierst sicher
häufig. Wie sieht so ein Training aus? Ist das reines Spielen oder
trainiert man auch Technik, oder gibt es Tage, wo man nur die Konzentrationsfähigkeit
trainiert? Wie sieht das aus?
Ja, also die Meisten meinen, ich würde sehr viel trainieren, aber
das stimmt nicht. Hauptsächlich spiele ich eigentlich nur. Ich spiele
etwa 4 bis 7 Stunden pro Woche und dazu noch Turniere jedes Wochenende,
das ist mein Training...
Wie sieht denn das Training im Club aus, spielst Du da mit Anderen
oder alleine?
Also alleine.. ich bin nicht so der Spieler, der alleine spielen
kann. Ich finde immer jemanden, der gegen mich spielt... sie wollen
jetzt nicht mehr so, weil sie halt meistens verlieren *lächelt*, ja,
aber meistens habe ich schon jemanden zum Spielen.
Du gehst noch zur Schule. Was möchtest Du nach der Schule machen?
Wirst Du eine Lehre machen und ins Berufsleben einsteigen, oder kannst
Du Dir auch vorstellen, Profi zu werden?
Mein Ziel ist es sicher, einen Abschluss zu haben, KV Angestellter
in Richtung Informatik wäre mein Ziel. Dann nach der Lehre ein bisschen
auf Billard zu machen... aber mein erstes Ziel ist schon, einen Lehrabschluss
zu haben.
Dimitri, spielst Du noch andere Spiele, wie Brettspiele oder
am Computer, oder sind Dir die zu langweilig?
Zu langweilig kann man nicht sagen... ab und zu spiele ich schon
ein Spiel, zum Beispiel mit meinem Vater.
Was spielst Du denn so?
Schach ab und zu, oder ich gehe Bowling spielen.
Welche Hobbys hast Du sonst noch?
Ich spiele gern Basket, oder Uni-Hockey, dort bin ich noch ziemlich
begabt...
Brauchst Du das als Ausgleich? Der Billardsport ist ja doch ein
reiner Konzentrationssport und die anderen eher körperlich...
Ja, vom Billard denkt man schon, es sei ein Konzentrationssport...
ist es ja auch, aber wenn man körperlich nicht fit ist, hat man auch
keine Chance... ein Turnier, das den ganzen Tag dauert, wo man den
ganzen Tag auf den Beinen stehen muss, da braucht es schon körperliche
Fitness.
Du sprichst Turniere an. Wie läuft sowas ab, wie muss man sich
das vorstellen?
Das ist wie im Tennis. Es gibt ein Tableau, entsprechend der Anzahl
Spieler. Wer gewinnt, kommt eine Runde weiter, wer verliert, fällt
in den Hoffnungslauf, in welchem man dann hintenrum auch noch ins
Finale kommen kann...
Wer Billard spielt, trägt bestimmte Kleidung. Gibt es da Vorschriften?
Ja, man muss schwarze Filzhosen tragen und ein weisses Hemd
und wenn man etwas schöner aussehen will *schmunzelt*, noch ein Gilet,
oder eine Krawatte, je nachdem...
Was die Meisten nicht wissen... auch im Billard gibt es Dopingkontrollen.
Kannst Du mir darüber etwas erzählen?
Ja, das ist noch erstaunlich! Ich denke, dass im Billard viel Doping
eingenommen wird, denn es bringt sicher Vorteile, wenn man in allen
Situationen immer cool bleiben kann. An der Schweizermeisterschaft
werden jedes Jahr Dopingkontrollen durchgeführt.Ich selbst musste
bisher 2 Mal zur Kontrolle. Vor dem Turnier wird jeweils ausgelost,
wer kontrolliert wird.
Während dem Turnier gibt es auch bestimmte Regeln. Man darf während
einem Spiel, am Tisch keinen Alkohol trinken und nicht rauchen?
Das stimmt. Während dem Turnier ist absolutes Rauch- und Alkoholverbot.
Selbst in einem Timeout darf man nicht auf die Toilette eine
rauchen gehen... das sind alles Mittel, die beruhigend wirken und
die darf man nicht anwenden.
Nun, Du bist 15, würdest eigentlich bei den Schülern spielen,
aber weil Du dort immer alles abräumst, kannst Du in der Liga B mitspielen.
Wie sehen Deine Gegner dort aus und wie reagieren sie, wenn da ein
15-jähriger Schüler kommt und sie vom Tisch putzt?
Ja, seit einem Jahr spiele ich Liga B und auch dort habe ich bisher
von 4 Turnieren 3 gewonnen und wurde einmal Fünfter. Sie haben natürlich
schon nicht gross Freude, wenn ein Jüngerer kommt und sie schlägt,
aber das ist nun mal halt so...
Die Kosten für ein Turnier, Wie werden die übernommen? Muss man
das selbst bezahlen, oder hast Du einen Sponsor?
Im Moment bin ich noch auf Sponsorensuche. Heute bin ich immer am
Limit. Ich muss Turniere gewinnen, um das Geld für grössere Turniere
zu haben; alles selbst finanzieren, das geht noch grad so knapp, aber
es wäre natürlich schon schön, wenn ich einen Sponsor hätte.
Was sind Deine persönlichen Ziele im Billard?
Mein nächstes Ziel ist sicher, an der WM nächstes Jahr in Spanien
gut abzuschliessen und das weitere Ziel in der Zukunft sind dann die
olympischen Spiele, 2006 glaub ich, in Sydney.
1998 wurdest Du Europameister. Was ist das für ein Gefühl, kannst
Du das beschreiben?
Es war Super, vor allem auch, weil ich dreimal hintereinander den
gleichen Gegner im Final hatte. Zweimal vorher habe ich verloren,
die Belastung war schon gross und als ich gewann, war das eine Megaerlösung
für mich, es war Super.
Du hast mir auch gesagt, dass das Dein grösster Erfolg war. Die
bitterste Niederlage hattest Du ein Jahr zuvor einstecken müssen,
als Du knapp verloren hast. Wie sah das aus?
Ja... das war so. Beim Stand von 9:8 für den Gegner lag nur noch
die Neun auf dem Tisch und wenn ich den gemacht hätte, denke ich schon,
dass ich dort gewonnen hätte, denn ich hatte ein gutes Break und vorher
hatte ich schon zweimal abgeräumt. Dann blieb mir die Neun ganz knapp
vor dem Loch hängen...
...und er konnte nur noch abräumen?
Ja, es ist einfach sozusagen blöd gelaufen.
Dimitri, Du spielst im PBCB, dem Pool Billard Club Biel, der
ein mittlerweile 20 jähriges Bestehen hat und ca. 120 Mitglieder.
Wie sieht es bei Euch mit Nachwuchs aus? Du bist für den Club natürlich
ein grosse Potential, aber hat es noch andere Leute, die vielleicht
in Deine Fussstapfen treten könnten?
Ja sicher, wir haben fast den besten Nachwuchs in der ganzen Schweiz,
wenn ich an Ugolini Marc oder Willi Tobias denke, das sind zwei, die
sicher später mein Loch füllen könnten; für den Nachwuchs habe ich
keine Angst in unserem Club!
Du bist ja selbst auch Trainer in diesem Club, wann trainierst
Du?
Also, Trainer bin ich heute nicht mehr. Ab und zu schaue ich natürlich
schon, aber heute führt Peter Werthmüller das Training wieder.
Gibt es auch Mitglieder die zu Dir kommen und fragen; "Dimitri,
komm mal, gib mit mal einen Tip", oder "Wie soll ich da
spielen"? Wirst Du auch als grosses Vorbild behandelt dort oder
stösst Du eher auf Eifersucht und Neid?
Ja, da ist Alles ein bisschen vorhanden.Ich glaube, ich bin schon
ein "kleiner Star" - kann man sagen, aber natürlich, ich
bin kein Gott, Superstar wie der Gordon oder so - aber ein kleines
Vorbild bin ich natürlich schon.
Wenn wir es grad von Vorbildern haben. Hast Du selbst auch Vorbilder?
Mein Vorbild hat eigentlich nicht viel mit Billard zu tun, das ist
der Gabriel Batistuta von Florenz, Fussball.
Es gibt ja auch Trickbillard. Machst Du das auch, interessiert
Dich das auch, oder schaust Du dort lieber einfach zu?
Ich schaue mir das jeweils am Fernseher an, aber selbst... also ich
probiere es natürlich selber auch aus, aber es interessiert mich eigentlich
nicht so.
Also, Du spielst lieber, als...
Ja.
Wir haben vorhin noch darüber gesprochen; ihr habt auch Snookertische,
15 Billard- und 3 Snookertische. Du sagtest Du spielst lieber Snooker,
weil wenn Du mit Deinen Kollegen Billard spielst, immer nur Du am
Spielen bist und die Partie ist fertig. Im Snooker hingegen kommen
die Anderen auch zum Zug; Was fasziniert Dich am Snooker sonst noch?
Ja, das ist genau so. Ich spiele im Moment fast lieber Snooker, weil
dort kann ich noch viel lernen, dort bin ich noch nicht Top und ich
möchte auch darin gut werden... in England ist Snooker ja der zweitpopulärste
Sport überhaupt... und wenn ich im Snooker auch noch gut wäre, wer
weiss, vielleicht steige ich dann mal auf Snooker um.
Dimitri, falls wir nun jemandem Lust auf das Billardspielen gemacht
haben, jemand gern in den Club kommen würde, dann gibt es da eine
Möglichkeit. Du kannst vielleicht selbst gleich sagen, wann...
Ja, das ist kein Problem. Schülertraining ist jeweils Montag und
Freitag von 18:00 bis 19:30 Uhr. Für die Älteren, also die Aktiven
ist es am Mittwoch abend, von 19 bis 22 Uhr.
Und dann hast Du gesagt, dass Euer Club auch im Internet ist und
zwar unter der Adresse http://www.peter.schuetz.com/pbcb.
Ja genau.
Dimitri, ich wünsche Dir für die Schweizermeisterschaft viel, viel
Glück. Machst Du in allen 3 Disziplinen mit?
Ja.
Also Dimitri spielt mit im 8er, 9er und 14-1. Ich drücke Dir
jedenfalls die Daumen, dass Du den einen oder anderen Titel holen
kannst.
Merci!
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