1. Juni 1998 bis 31. Mai 2003
Rückblick
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Rückblick: fünf Jahre Amazing Flirts

Winter 1997, Billardhalle Biel/Bienne

"Man müsste private Foto-Kontaktanzeigen veröffentlichen und die 0190-er Gemeinde raushalten können, dann würde eine Flirt-Website ganz gross rauskommen" meinte ich mehr im Spass zu Christoph, als er mich fragte, was er wohl aus www.amazing.ch machen könnte.

Zwei Tage später schrieb er in einer E-Mail: "Schau mal hier drauf und sag mir, was Du geändert haben möchtest". Ich staunte nicht schlecht: Christoph hatte in der Zwischenzeit eine Datenbankstruktur für eine Foto Flirt-Website entworfen. So fing alles an...

Sollte ich eventuell noch erwähnen, dass wir zu jener Zeit beide Singles waren und unserer Diskussion der Gedanke vorausging, wie wir partnersuchende Frauen dazu bringen könnten, sich uns unaufgefordert mit Foto vorzustellen? *zwinker*

1. Juni 1998

Amazing Flirts war fertig gestellt und bereit zur Eröffnung. Nur eines hatten wir übersehen, nämlich, dass wir gar keine Kontaktanzeigen zum Veröffentlichen hatten...
Also setzten wir erst mal unsere eigenen Anzeigen online. Wir baten Freundinnen und Freunde, uns mit einer Anzeige über die Startphase hinweg zu helfen und siehe da, auf einmal lief alles irgendwie von selbst.

Missbrauch verhindern

Quasi vom ersten Tag an gab es Versuche, Amazing Flirts für irgendwelche Zwecke zu missbrauchen. Zugegeben, damals schreiben die AbzockerInnen noch direkt in die Anzeige: "Ruf mich an unter 0190 xxx..." und das Herausfiltern der Nackten und Geldgierigen war relativ einfach. Christoph baute aufgrund meiner Rückmeldungen laufend regulierende Massnahmen ein, so dass die Missbräuche zusehends weniger wurden.

Unser Konzept schien aufzugehen: nur Anzeigen mit Fotos zu veröffentlichen und diese manuell, nach selbst auferlegten Regeln zu prüfen.

Der Boom

Nach einem Jahr flirteten mehr als 3000 Menschen über Amazing Flirts. Interessanterweise stammte schon damals der Grossteil der Mitglieder aus Deutschland - wir wissen bis heute nicht genau warum. Zum Jahrtausendwechsel zählten wir 6500 Mitglieder. Im Sommer 2000 überstiegen der Zähler die 10'000-er Marke. Amazing Flirts schien unaufhaltsam und immer rasanter zu wachsen.

Für mich wandelte sich der anfängliche Spass langsam aber sicher in Arbeit. Nicht zuletzt, da viele Leute einfach zu faul waren, unsere Online-Hilfen und Erklärungen zu lesen - so teuer waren die Online-Minuten inzwischen auch nicht mehr. Unzählige Male schreib ich dieselben Antworten auf Fragen, gab Hilfestellung, wenn ein neues Mitglied das Passwort vergessen hatte, das Foto nicht hochladen konnte oder den "Logout" Knopf nicht fand.

Aufgrund meiner lauter werdenden Klagen schrieb Christoph eine neue Amazing Flirts Version. Neue Automatismen wie "Passwort vergessen", penetrante Hinweise auf die FAQ Seiten und weitere Massnahmen führten dazu, dass die Administration für mich wieder erträglich wurde. Und Amazing Flirts wuchs weiter...

Spätestens als im Herbst 2000 meine Tochter Chiara-Maja geboren wurde, hatte meine Motivation, Amazing Flirts zu administrieren, nur noch sozialen Charakter: Immerhin meldete sich ab und zu wieder jemand, schwer verliebt und mit dankenden Worten - reiner Balsam.

Zuviel Amazing, zuwenig Freizeit

Im Sommer 2001 - wir zählten über 16'000 Mitglieder - wurde mir die tägliche Belastung endgültig zuviel. Ich wollte aus dem Projekt aussteigen. Christoph reagierte und schuf eine neue Administrations- Lösung: die "Mitglieder-Selbstkontrolle", kurz gesagt der Versuch, einen Teil der Administration und Verantwortung an die Mitglieder abzugeben. Nun waren nur noch periodische Kontrollen nötig.

Diese Umstellung erfolgte im Herbst 2001 und erwies sich später als Breakpoint für das Amazing Projekt. Zwar stieg die Qualität der Anzeigen und Kontakte nach der Einführung der Selbstkontrolle laufend an, aber andererseits besuchten uns immer weniger Leute. Und obwohl Amazing Flirts grösser war als je zuvor, wurden nun Stimmen laut, welche die "geringe Auswahl" an Inserierenden bemängelten. Klar, denn mittlerweilen gab es massenhaft Konkurrenzangebote mit teilweise unglaublichen Mitgliederzahlen - Partnerschaften mit TV-Sendern und der Regenbogenpresse machten dies offenbar möglich.

Wenig Interesse

Durch Umfragen unter den Mitgliedern und Aufforderungen in den News-Texten konnten wir sehr gut nachvollziehen, wie die Masse der Benutzenden zu Amazing Flirts stand: Kurz gesagt, interessierten sich 95% der Leute einen feuchten Kehricht für die Plattform, denen ging es einzig und alleine um die Kontaktanzeigen und die eingegangenen Antworten. Wir wussten, dass die erwähnten Benutzenden sofort abgesprungen wären, wenn wir Amazing Flirts kostenpflichtig umgestaltet hätten.

Ich wünschte mir als Administrator laufend Erweiterungen und verbesserte Funktionalitäten, während Christoph - mit kommerziellen Aufträgen ausgelastet - die Zeit nicht fand, diese zu realisieren. Mir selbst ging es ja ähnlich. So sah ich eine Flut von Konkurrenzangeboten entstehen und wachsen, während Amazing Flirts konstant unverändert blieb. Etliche Male sassen wir nach dem gemeinsamen Billardspiel zusammen und diskutierten über mögliche Lösungen, jedoch ohne nennenswerte Erfolge.
Beiden fehlte uns die Motivation, das Projekt noch einmal anzureissen.

Lieber ein Ende mit Schrecken

Bis Mitte Mai 2003 war die Situation unverändert. Die Mitgliederzahl war zwar auf 21'700 angestiegen, aber die Statistiken bewiesen, dass immer weniger Leute unsere Plattform wirklich nutzten. Wir beschlossen deshalb schweren Herzens, das Amazing Flirts Projekt anlässlich seines fünften Geburtstags zu beenden.

Es bleibt, der Creaholic SA in Biel für den kostenlosen Webserver ein grosses Danke auszusprechen - ohne Creaholic wäre Amazing Flirts nicht möglich gewesen.

Ebenso danken wir allen Amazing Flirts Mitgliedern für das in uns gesetzte Vertrauen, das grosse Verständnis, dass so manches Mail unbeantwortet blieb und ganz allgemein für die unzähligen, freundlichen Kontakte während den letzten fünf Jahren.

Die meiste Zeit haben wir sehr genossen!

Freundliche Grüsse und alles Gute für die Zukunft wünscht

Peter Schütz
alias psc

ehemaliger Amazing Flirts Admin

Bern, 4. Juni 2003

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Ein Projekt von Christoph Dworzak und Peter Schütz